6-Punkte-Plan für Verbesserung der Kinderbetreuung in Lübeck

Veröffentlicht von Steffen Regis am

Anlässlich des Weltkindertages habe ich einen 6-Punkte-Plan zur Verbesserung und Weiterentwicklung der Kinderbetreuung in Lübeck vorgestellt.

„Hochwertige Kinderbetreuung für jedes Kind ist ein zentraler Schlüssel für soziale Chancengerechtigkeit, denn im Kita- und Vorschulalter werden wichtige Grundlagen für den individuellen Lern-und Lebensweg gelegt. Daher ist es mir ein persönliches Anliegen, dass alle Kinder in Lübeck in diesem Alter durch qualitativ hochwertige Kinderbetreuung gefördert werden. Dafür ist von der Erhöhung der Betreuungsquote bis zu gesundem Mittagessen noch viel zu tun. Mein Ziel ist, dass in Lübeck kein Kind zurückbleibt. Deswegen werde ich die Kinderbetreuung zu einem Schwerpunkt meiner Arbeit als Bürgermeister machen und hier deutlich mehr investieren.”

Die zentralen Forderungen und Maßnahmen im Überblick:

1) Kinderbetreuung in jedem Stadtteil und für jedes Kind

Die Betreuungsquote von Kindern zwischen 3 und 6 in ganz Lübeck beträgt knapp 90%. Anders sieht das jedoch aus, wenn man sich einzelne Stadtteile anschaut: In Moisling steht nur für 66% der Kinder in diesem Alter ein Kita-Platz zur Verfügung, in Kücknitz für 75% und für 81% in Buntekuh. Für bestmögliche Chancengerechtigkeit brauchen wir Kita-Plätze für alle Kinder und in allen Quartieren. Ausgerechnet in Stadtteilen, in denen für viele Kinder der Kita-Besuch besonders förderlich wäre, fehlen jedoch in Lübeck ausreichend Plätze. Das ist eine gravierende Hürde für echte Chancengerechtigkeit, die ich mit Hochdruck abbauen möchte. 

Steigern möchte ich auch die Betreuungsquote für Kinder zwischen 1 und 3 Jahren, die in Lübeck nur 48% beträgt. Für eine Großstadt ein enttäuschender Wert. Erschwerend kommt hinzu, dass rund 40% der betreuten Kinder bis 3 Jahren in der Kindertagespflege betreut werden, weil sie sonst keine Betreuung bekommen würden, Tendenz steigend. Auch für echte Wahlfreiheit müssen wir daher in den Kita-Ausbau investieren.

2) Ausbildungsoffensive gegen Fachkräftemangel

Um die Betreuungsquote zu verbessern, brauchen wir zusätzliche Kitas in den entsprechenden Quartieren. Die zentrale Herausforderung ist allerdings, das entsprechende Fachpersonal für die Betreuung zu gewinnen. Ich setze mich daher für eine echte Ausbildungsoffensive ein. Die Anzahl der PiA-Stellen (praxisintegrierte Erzieher*innenausbildung) muss ausgeweitet werden und der Beruf muss attraktiver werden. Eine bessere Bezahlung liegt weitgehend außerhalb der kommunalen Entscheidungskompetenz, aber wir können und müssen hier vor Ort gemeinsam mit dem Land dazu beitragen, dass sich die Arbeitsbedingungen verbessern, insb. durch verbesserte Betreuungsschlüssel, Zeit für pädagogische Arbeit und Weiterbildungsmöglichkeiten. Wichtig ist es auch, dass wir die neu ausgebildeten Fachkräfte in der Stadt halten, z.B. indem wir ihnen bei der Wohnungssuche helfen.

Zudem möchte ich eine Akademisierungsinitiative für Kita-Fachkräfte starten, d.h. ganz gezielt Menschen mit (Fach-)Hochschulabschluss anwerben, wie es in vielen anderen Ländern in diesem Beruf längst der Regelfall ist. Dadurch wird die Qualität der Kinderbetreuung gesteigert und wir reduzieren den Fachkräftemangel, indem wir verstärkt neue berufliche Zielgruppen für die Kitas gewinnen.

3) Ausfall- und Schließzeiten: Verlässlichkeit ist ein Muss

Mehr Fachpersonal ist auch die Voraussetzung, um Kinderbetreuung so auszugestalten, dass sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen. Eine enorme Herausforderung für viele Eltern sind zur Zeit die häufigen Ausfallzeiten in den Kitas, die durch den Mangel an Personal – meist noch spontan – auftreten, auch weil durch die gestiegene Belastung des Personals Krankheitszeiten zunehmen. Darüber hinaus sind auch längere Öffnungszeiten und weniger Schließzeiten der Kitas ein wünschenswertes Ziel, für das die Personalsituation dringend verbessert werden muss.

4) Von Förderung und Inklusion profitieren wir alle

Ich möchte auch im Bereich der Inklusion und Barrierefreiheit nachhaltige Fortschritte erzielen: Die Chancen für jedes Kind beginnen mit einem inklusiven, für alle zugänglichen Umfeld. Inklusion bedeutet für mich, dass jedes Kind entsprechend seiner Bedarfe die Umgebung vorfindet, die es für seine Bildung und Betreuung benötigt. Deshalb müssen wir unsere Einrichtungen so gestalten, dass sie wirklich jedem Kind offenstehen – unabhängig von körperlichen, geistigen oder sprachlichen Fähigkeiten. Besondere Aufmerksamkeit verdient die individuelle Förderung von Kindern. Sei es durch spezielle Programme zur Sprachförderung, etwa für den Erwerb der deutschen Sprache, oder durch gezielte pädagogische Maßnahmen, die das Potential jedes Einzelnen voll entfalten lassen. In diesem Kontext ist es unsere Aufgabe, eine inklusive Kultur der Vielfalt und Akzeptanz zu schaffen, die alle Kinder in ihrer Entwicklung optimal unterstützt und von der alle Kinder profitieren. Wichtig ist mir dabei, eine bessere Vernetzung herzustellen zu den vielen Trägern, die schon hervorragende inklusive Angebote bereitstellen.

Mittelfristig möchte ich zudem einen Fachkräftepool aufbauen, auf den Kitas im Bedarfsfall zugreifen können, wenn es (temporären) Unterstützungsbedarf in der Förderung oder inklusiven Betreuung gibt.

5) Ausweitung der Ganztagesbetreuung

Die Ausweitung der Ganztagsbetreuung bis zur Sicherstellung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung ab 2026 ist eine zentrale Herausforderung und Aufgabe. Für eine qualitativ hochwertige Ganztagsbetreuung ist eine bessere Verzahnung mit den Lehrkräften der Schulen und der Aufbau von multifunktionalen Teams mit Vereinen und anderen Initiativen notwendig.

Kita-Horte möchte ich parallel zum Ganztag an Schule/Betreuten Grundschulen dauerhaft erhalten, weil sie als familienunterstützendes Angebote der offenen Kinder- und Jugendarbeit ein deutlich anderes, qualitativ hochwertiges und wertvolles Bildungs- und Betreuungssetting als die Ganztagesbetreuung an Schule bieten.

6) Gesundes, hochwertiges Mittagessen

Ein Aspekt, der mir besonders am Herzen liegt, ist die Qualität des Mittagessens in unseren Kitas. Es ist unerlässlich, dass gesunde Mahlzeiten bezahlbar bleiben, daher möchte ich die Bezuschussung erhalten. Eine Verdopplung der Essenskosten in den städtischen Kitas, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, lehne ich ausdrücklich ab. Aber ebenso wichtig ist es, in der Ernährung unserer Kinder einen klaren Fokus auf Gesundheit, Bioprodukte und regionale Zutaten zu legen. Eine ausgewogene Ernährung legt nicht nur den Grundstein für eine gute physische Gesundheit, sondern trägt auch zur mentalen und emotionalen Entwicklung der Kinder bei. Deshalb ist es mein Ziel, in unseren Kitas gesunde, biologische und regionale Ernährung zu etablieren und durch altersgerechte Ernährungsbildung dauerhafte Verbesserungen zu verankern.

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